KI und der Stromverbrauch oder: Wie viele Bilder sind ein Muffin?

26.05.2025. Beitrag von Corinna Gerhards.

Ich habe es noch nie so stark wie in den letzten Monaten erlebt, dass fast jedes Gespräch irgendwann beim Thema KI landet. Vor allem, wenn auch nicht ausschließlich mit Künstler:innen verschiedener Bereiche und natürlich besonders häufig im Bereich Film. Und das zu Recht!

In wenigen Monaten haben sich die filmgenerierenden Modelle von lustigen Spielereien zu beeindruckenden Leistungen gesteigert. Vor allem auf Social Media wird schon fleißig geunkt, dass die Filmschaffenden bald allesamt obsolet sind, vor allem in den technischen Gewerken.
Diese ganze Diskussion soll an dieser Stelle aber gar nicht aufgerollt werden, das heben wir uns für das nächste Gespräch über einem Bier oder Wein bei einer kulturellen Veranstaltung auf.

Aber ein Thema, das immer wieder nur anklingt und das wir auch in einem der letzten Rundbriefe zumindest etwas oberflächlich gestreift haben, sind die realen Kosten der KI. Also nicht die Kosten, die wir zu Hause haben, weil unser Laptop in der Steckdose steckt, sondern die, die in den Rechenzentren entstehen. Hatte ich mir auch lange keine Gedanken drüber gemacht, bis sogar meine, für wirklich alle technischen Spielereien zu habende, Tochter sich weigerte, Filmschnipsel mit KI zu erstellen: „wegen des enormen Fußabdrucks.“ (Gutes Kind!)

In einem Gespräch mit einer Kollegin entstand dann der Wunsch nach einer verständlichen Übersicht. Was bedeuten die wenigen verfügbaren Zahlen, und wie können auch Technik-Legastheniker wie ich die Größen verstehen? Ich brauche keine Zahlenkolonnen, ich brauche Vergleiche, die ich begreifen kann – wie viele Muffins könnte ich für 1000 generierte Bilder backen, zum Beispiel.
Ich habe das ganze Netz nach verständlichen Tabellen abgesucht, aber nicht gefunden, was ich mir vorgestellt habe.
Also habe ich das Nächstliegendste gemacht: Ich habe ChatGBT gebeten, mir eine solche Tabelle zu erstellen!
Das kam dabei heraus:

KI – Anfragen Vergleich
KI – Anfragen Vergleich

(Ich gebe hier nur gutgläubig weiter, was die KI mir selber ausgespuckt hat, also nagelt mich nicht darauf fest. Vielleicht halluziniert sie auch gerade nur selber – das weiß Frau ja nie so genau.)

Übrigens habe ich auch gleich mal gefragt, was diese meine Anfrage denn jetzt in etwa verbraucht hätte. Weniger als 1 Cent an Strom. Na, immerhin. Aber: Dabei wurden schon 3–5 Liter zur Kühlung verbraucht!

Klingt trotzdem alles jetzt erst mal gar nicht so viel, oder?
Zumindest so lange man nicht die Gesamtzahlen berechnet.

Weltweit gesehen werden zurzeit schätzungsweise 34 Millionen KI-Bilder TÄGLICH generiert. Die meisten davon „weil’s geht“…
Dazu kommen 10,7 Millionen Minuten an täglich generierten KI-Film-Minuten.
Und dann summiert sich das Ganze nämlich ganz schnell, ganz gewaltig!
Plus, dass die Zahlen gerade exponentiell in die Höhe schießen.

Das ist die rasante Entwicklung der letzten 5 Jahre:

KI Anfragen Wachstum 2019-2024
KI Anfragen Wachstum 2019-2024

Und hier die Prognose für die nächsten 10 Jahre (beachtet bitte, dass die Riesen-Kurve aus dem vorigen Bild hier nur der winzige Anfang ist):

KI Anfragen Entwicklung 2019-2034
KI Anfragen Entwicklung 2019-2034

Autsch.

Jetzt könnte man allerdings klugpupserisch einwenden:
Jaja! Aber so eine Minute „normalen“ Film zu produzieren kostet doch auch einen Haufen Energie!
Das stimmt schon. Aber zum einen sind die Kosten für eine Minute KI-generierten Film ja nicht der fertige Film. Da wird wieder und wieder generiert, nachjustiert, noch mal ausprobiert etc., bis da wirklich mal eine Minute Film bei steht.
Zum anderen sind Sets, zumindest in Deutschland, mittlerweile dazu verpflichtet, so klimaneutral wie möglich zu arbeiten. Es gibt bei jedem Film eigene Consultants dafür, Elektroautos, LEDs, grünen Strom.
Aus welchen Quellen die Rechenzentren ihren Strom beziehen, möchte man wahrscheinlich lieber nicht wissen. Schon jetzt geben sie aber öffentlich zu, dass der Gesamtverbrauch nicht mehr durch erneuerbare Energien zu decken ist.
Über die Milliarden und Abermilliarden Liter Wasser haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Und dabei fangen wir gerade erst an… (Siehe Prognose).

Und um zu meiner Eingangsfrage zurückzukommen – auch dabei konnte mir ChatGBT helfen. Für die Energie von 1000 generierten Bildern könnte ich 88 Muffins backen.
Für die Generierung von 10 Minuten Film: 1244 Muffins …

Hochgerechnet werden also einemilliardedreihunderteinunddreißigmillionendreihundertneunundsiebzigtausendzweihundert Muffinenergien für semi-schlechte Bilder und Filmschnipsel verbraucht! Täglich!

Auch wenn mir bei diesen Zahlen fast ein bisschen der Appetit vergeht: Ich glaube, ich möchte lieber Muffins. Und Kolleg:innen, die sich ihre Muffins auch noch leisten können, weil sie mit ihrer hochwertigen Handarbeit Geld verdienen. Und eine Erde, auf der mir mein Muffin nicht aus der Hand schmilzt oder von einer Flutwelle hinweg getragen wird, weil die Menschen vielleicht doch irgendwann lernen, dass Ressourcen nicht endlos sind.

Übrigens: Auch wenn ich des Öfteren den „echten Gedankenstrich“ verwende – dieser Artikel ist garantiert NICHT mit ChatGBT geschrieben!
Da habe ich doch mindestens 4 Muffin-Energien gespart.

Bearbeiten

Ihre Suchanfrage wird an duckduckgo.com weitergeleitet