Die Vergessenen der Al Zahraa Ein Dokumentarfilm von Knud Vetten und Andreas Wenderoth. Kulturelle Filmförderung 2004
Dies ist die Geschichte eines Schiffes, das zur falschen Zeit am falschen Ort war; und es die Geschichte von Adel und Abdullah, die im August 2002 aus dem Irak nach Bremerhaven kommen, um auf dieses Schiff aufzupassen.
Inhaltsangabe
Seit 15 Jahren liegt der irakische Frachter „Al-Zahraa“ (übersetzt: die Rose) in Bremerhaven fest. Eigentlich mussten damals nur die Motoren repariert werden. Aber als sie gerade ausgebaut sind, verhängt die UNO ein Embargo, weil der Irak Kuweit angegriffen hat. Seitdem ist der 110 Meter lange Frachter, der im Iran-Irakkrieg Panzer transportierte, im Hafen arretiert und rostet langsam vor sich hin.
Der irakische Schiffseigner schickt in Halbjahresabständen zwei Männer, die den Frachter bewachen sollen. Da schon die ersten Wachmannschaften alles verkauft haben, was nicht niet- und nagelfest war, gibt es streng genommen schon lange nichts mehr, was zu bewachen wäre. Das Schiff rostet vor sich hin, die Farbe blättert in dicken Schichten ab.
Adel und Abdullah sind die Wachmannschaft, die am längsten in Deutschland bleibt. Es hätte ein leichter Job werden können. Ein halbes Jahr bezahltes Nichtstun und dann zurück in die Heimat. Liegestuhl auf dem Sonnendeck, Tischtennis in der Offiziersmesse, schlafen, solange man will. Aber dann passiert etwas Unvorhergesehenes: Die USA greifen den Irak an, über Bagdad steigen Rauchfahnen auf. Adel und Abdullah verfolgen im Fernsehen, wie ihre Heimat zerbombt wird und immer tiefer im Chaos versinkt. Drei Monate reißt der Kontakt zu ihren Familien vollständig ab. Der Job wird nun zur Qual, das Schiff zum Gefängnis. Die erhoffte Ablösung trifft nicht ein....
Als Adels Mutter stirbt, erzwingen sie die Rückkehr - nach zwei Jahren in Bremerhaven. In die große Freude über die Heimkehr mischt sich ein anderes Gefühl: auch im Irak sind sie erst mal zu Fremden geworden.
Der 50-Minuten-Dokumentarfilm von Knud Vetten und Andreas Wenderoth begleitet die beiden Wachleute durch die Monotonie ihres Bord-Alltags, der seine Spannung aus den Ereignissen im Irak bezieht. Er erzählt von Sehnsüchten, Entwurzelung und Heimweh.
Mitwirkende
Autoren: Knud Vetten und Andreas Wenderoth
Kamera: Jörg Junge
Schnitt: Olaf Frackmann, Stefan Urlaß, Daniel König
Musik: Hubert Bittmann
Geförderter Film "Al-Zahraa" in Kairo/ Ägypten
Durch die Förderzusage des Filmbüro Bremen konnte ein Dokumentarfilm über den in Bremerhaven an die Kette gelegten irakischen Frachter entstehen: ‚Die Vergessenen der Al Zahraa’. Selbst als das Projekt um Dreharbeiten im Kriegsland Irak erweitert wurde, fand das Projekt zunächst keine Unterstützung von Fernsehsendern. Zur Kinopremiere kamen die beiden Filmemacher aus Berlin und Leipzig nach Bremen. Hieraus entstand eine 90minütige Sendung für das Filmbüro.TV. Wegen der starken Resonanz auf den Film gab es ein ‚Heimspiel’ auch in Bremerhaven. Am 26.2. wurde der Film im Deutschen Schifffahrts-Museum vor 150 Teilnehmern wiederholt. Infolge des Kontaktes des Filmbüros zu Jörg Witte vom Filmbüro Saarbrücken, der nach Bremerhaven gekommen war, wird der Film Anfang April 2006 im Rahmen des von der EU unterstützen Projektes 'Euro Arab Cine Caravan' in Kairo, Alexandria, Beirut und Amman gezeigt. Die Filmemacher und das Filmbüro Bremen sind eingeladen worden, ihre Arbeit in Kairo selbst vorzustellen.