Umwege erhöhen die Ortskenntnis von Christina Vogelsang und Daniele Abke, Dokumentarfilm Förderpreis 2004

Wem gehört die Stadt? In Metropolen leben Millionen von Menschen. Wie nutzen sie die Stadt? Einkaufen, arbeiten, auf dem Weg von A nach B, die Straße ein Korridor. Hinterlassen sie Spuren im öffentlichen Raum?

Umwege erhöhen die Ortskenntnis

Auf den ersten Blick scheinen persönliche Äußerungen rar. Die Fassaden sind von Werbeflächen besetzt, von Schlagzeilen, von Stimmungsmache, von dekorativen Elementen, die den Passanten zu Kauf oder Teilhabe verführen wollen. Die Offensichtlichkeit der Manipulation überrascht keinen. Das alltägliche Umfeld ist massgebend gestaltet von denen, die die größte finanzielle Kraft besitzen. Sie bestimmen Form und Zweck des Urbanen, besetzen den mentalen Raum jedes Einzelnen.
Abseits ihrer funktionalen Dominanz ist die Stadt aber auch Archiv menschlicher Bedürfnisse, Sehnsüchte, Ängste. Wer den Blick um Nuancen versetzt, trifft auf Erstaunliches. Der Mensch hinterlässt Spuren, immer wieder Beweise seiner Existenz. Die Flächen einer Stadt bewahren in verkapselter Form Geschichten. In ihnen ist ebenso Lebenserfahrung eingeschrieben, wie die Einsamkeit humaner Existenz durchscheint.
Die Aufmerksamkeit von "Umwege erhöhen die Ortskenntnis" gilt Bewegungen, die die Idee der Stadt als Kommunikations- und Verwirklichungraum verteidigen und sich darin zeigen. Menschen, denen Orte des selbstbestimmten Beisammenseins nicht zur Verfügung stehen, die von den etablierten Galerien nicht akzeptiert werden, die sich der Konsumbeschallung erwehren, sich nicht vereinnahmen lassen wollen. Der Film macht den öffentlichen Raum zum eigentlichen Hauptdarsteller. Was erzählt er über die Gesellschaft, ihre Strukturen, den Alltag des Stadtmenschen?
Sinkt man langsam ein in diese Welt von individuellem Ausdruck und Dialog, stellen sich Fragen. Nicht in allen Metropolen boomt die "new urban art". Wächst und gedeiht diese Szene unter besonderen Bedingungen? Gebähren ähnliche gesellschaftliche Zustände ähnliche Ausdrucksformen und Rituale? Machen sich Alter oder Geschlecht in der Gestaltung und Logistik der Werke bemerkbar? In wieweit beeinflussen die entstehenden "Kunstformen" die Reglementierungen des Staates und umgekehrt?
Wir wollen den Dialog zeigen, der entsteht: Zwischen den Gruppen, zwischen den Gruppen und der Obrigkeit - und natürlich zwischen den Werken und ihren Betrachtern, dem ganz normalen Bürger.

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