Im freien Fall Dokumentarfilm von Susanne Schüle und Elena Levina
Die beiden Filmemacherinnen erhielten 2011 den 17. Dokumentarfilm Förderpreis für die Recherche ihres Projektes. Mit Unterstützung realisierten sie einen abendfüllenden Dokumentarfilm, der nach den ersten Festivals im Januar 2018 seine Kinopremiere feiert.
Im freien Fall
Ein Dokumentarfilm von Susanne Schüle und Elena Levina
D/RU 2017, 89min, OmdU
Buch, Regie, Kamera, Produktion: Susanne Schüle
Regie, Ton: Elena Levina
Montage: Franziska von Berlepsch
Coautor: Aldo Gugolz
Ton: Helge Haack
Sounddesign: Andreas Mohnke
Tonmischung rbb: Matthias Müller
Tonmischung Kino: André Zacher
Musik: Nogon Schumarov
Redaktion rbb: Jens Stubenrauch
Schüle Filmproduktion
in Koproduktion mit dem RBB
Mit Unterstützung von: DEFA-Stiftung, Robert-Bosch-Stiftung "Grenzgänger", Künstlerinnenprogramm Berlin, Flmbüro Bremen und Gerda-Weiler-Stiftung
Boris und Marina Urmatov gehören einer ehemaligen stolzen altaischen Hirtenfamilie an, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion um ihre Existenz kämpft. Als eines Nachts radioaktiver Weltraumschrott neben ihrer Hütte aufschlägt und die beiden Schadenersatz von der russischen Weltraumorganisation Roskosmos fordern, geht ihre Geschichte um die Welt. Hier fängt der Film an, aber hört nicht bei der Sensation auf, sondern taucht tief in das Leben von Menschen ein, die nach politischen Veränderungen einfach vergessen wurden.
Im freien Fall Trailer from Susanne Schüle on Vimeo.
Der Dokumentarfilm von Susanne Schüle und Elena Levina zeigt eine noch wenig bekannte Region der Erde: den russischen Altai. Hier leben die Menschen noch langsam, haben viel Zeit. Der Film lässt sich auf ihr Lebenstempo ein, gibt ihnen Zeit zum Erzählen.
Die Bewohner des Altai wurden im zaristischen Russland erst Opfer der brutalen Russifizierung, dann hat man sie mit nicht weniger rücksichtsloser Gewalt ins sowjetische System gepresst. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurden sie sich selbst überlassen.
Die Autorinnen nähern sich unaufdringlich und behutsam ihren Protagonisten, die nach und nach die Scheu verlieren und ihre Geschichte erzählen, ihren Alltag schildern, der geprägt ist vom Kampf ums Überleben. In großartigen poetischen Bildern erscheint die Landschaft des Altaigebirges vor uns, die bedroht ist von dem möglicherweise verseuchten Weltraumschrott, der nach so manchem Raketenstart im kasachischen Baikonur auf sie niedergeht. Ein eindringlicher, ruhiger, wichtiger Film über die Vernichtung einer alten Kultur, über gewalttätige Fortschrittstechnik und über vergessene, verlorene Menschen.
Natascha Wodin, Schriftstellerin
Unweit der Mongolischen Grenze liegt auf russischer Seite das Altai Gebirge. Dort lebt auf einer abgelegenen Alp der Schafhirte Boris Urmatow. In einer frostigen Winternacht reißt ein lauter Knall den Mann mit ledergegerbtem Gesicht aus dem Schlaf. In seinem Garten ist ein hundert Kilo schweres Raketenschrottteil gelandet. Nur knapp hat es seine Hütte verfehlt.
Als der einfache Mann, der kaum lesen und schreiben kann, realisiert, dass es sich um ein Teil einer 'Sojus'-Rakete handeln muss, meldet er den Vorfall gemäß Vorschrift der Zivilschutzbehörde. Wenig später landen die Mitarbeiter der russischen Weltraumbehörde Roskosmos mit einem Helikopter, um das Schrottteil abzutransportieren. Urmatow verlangt- angestachelt von den herumstehenden Leuten - eine Entschädigung von einer Million Rubel, etwa 25.000 Euro. Um seine Forderung nach einer Entschädigung zu bekräftigen, hat er eine Klage eingereicht. Aber diese ist im Labyrinth der russischen Bürokratie verschwunden und Boris Urmatow müsste eigentlich regelmäßig in die nächstgegelene Provinzstadt reisen, um sich um das Verfahren zu kümmern. Die 40 Rubel aber für die Fahrkarte kann er nicht aufbringen. Er ist wie die meisten Menschen hier arbeitslos. Und wenn er etwas Geld hat, dann kauft er sich davon lieber eine Flasche Wodka.
Bereits zu sowjetischen Zeiten wurde die von riesigen Wäldern überzogene Gegend im Altai Gebirge zur Abwurfzone von abgestoßenen Raketenstufen erklärt. In diesem "Planquadrat 310" - wie es die Moskauer Bürokraten nannten - wohnt unser Protagonist. Ausgehend von Urmatows Geschichte entsteht ein dokumentarisches Roadmovie, das in die Kultur und in den Alltag der indigenen Altai-Bevölkerung eintaucht. Ein Volk, das mit anachronistischen Mitteln versucht, seinen bedrohten Lebensraum ins dritte Jahrtausend hinüber zu retten.
Auf der Reise durch das "Planquadrat 310" werden wir Zeuge von skurrilen Geschichten voll Witz, Trauer und Wut. Wenn die Überreste der Transportraketen von GPS, Mobilfunk und Nachrichtensatelliten auf den Erdboden prallen, treffen Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Aufführungen
2017 Premiere Pelicam Filmfestival Rumänien
2017 artdoc Festival Moskau
2018 27./28.Januar DeutschlandpremiereKino Krokodil, Berlin
2018 11.03.2018 im Kino Moviemento/Berlin, Grenzgänger-Programm der Robert-Bosch-Stiftung
Eine Schüle Filmproduktion
in Koproduktion mit dem RBB
Mit Unterstützung von: DEFA-Stiftung, Robert-Bosch-Stiftung "Grenzgänger", Künstlerinnenprogramm Berlin, Flmbüro Bremen und Gerda-Weiler-Stiftung