Der Große Gammel von Susann Maria Hempel
"Der große Gammel" ist der dritte Teil einer äußerst umfassenden, aufwendigen, aber auch sehr individuellen Auseinandersetzung mit dem Verfall, der Zerstörung und letztlich dem Abriss eines kleinstädtischen Theaters in Thüringen. Dessen langsames Ende spiegelt sich im „filmischen“ Verfahren der Künstlerin: der Film entsteht aus über 150 Diafilmen und Tonaufnahmen, die in der Zeit bis zum endgültigen Abriss entstanden und die sie jeweils eigenen Verfallsprozessen aussetzt und dabei scannt und umkopiert.
Die Jury des Videokunst Förderpreises war beeindruckt vom filmischen Ansatz der Künstlerin, die sich nicht auf die morbide Schönheit des Verfalls verlässt, sondern daraus in einem ungewöhnlichen Filmversuch etwas Neues schafft, das damit besonders treffend für den endgültigen Verlust steht.
Sehr überzeugend und filmisch pointiert geht Susann Maria Hempel jeweils spezifisch auf die Phasen des Untergangs des Theaterhauses ein, so dass die Jury einhellig der Überzeugung war, dass auch der dritte Teil dieses „Weltuntergangs“ ein präzis-poetisches Kunstwerk wird, das direkt aus der Dokumentation der Zerstörung entsteht und gleichzeitig deren Spuren visuell und akustisch in sich trägt.
Susann Maria Hempel, *1983 in Greiz, Thüringen. 1999 - 2009 Mitglied der Künstlergruppe Theaterhaus Weimar, 2001 - 2009 Studium der Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar, 2009 Stipendiatin der Thüringer Kulturstiftung, 2009/2010 Stipendiatin der Thüringer Graduiertenförderung, 2011 & 2012 Stipendiatin der Thüringer Kulturstiftung, 2012 Kurzfilmstipendium "cast & cut", Hannover, 2012 Bremer Autoren- und Produzentenpreis
Vernissage am 11.11.2012
Fotos: Harald Schwörer (Creative Commons: BY-NC-SA-3.0)