08.09.2021 um 19 Uhr im Güterbahnhof / Galerie Herold
Material Girls Heimspiel 162
Im Rahmen der Ausstellung MATERIAL GIRLS zeigt das Filmbüro Kurzfilme zum Thema Material.
»material girls« ist ein Ausstellungsprojekt von sieben Bremer Künstlerinnen, die in sehr unterschiedlicher Weise das Material, mit dem sie arbeiten, thematisieren: Ulrike Brockmann, Claudia Christoffel, Franziska von den Driesch, Franziska Keller, Edeltraut Rath, Sabine Schellhorn, Ute Seifert.
Das Filmbüro hat Kurzfilme zusammengestellt, in denen ebenfalls das Material thematisiert wird. Am 8.September trifft die bildende Kunst auf Filme von Alex Beriault, Markus Čolić, Marikke Heinz-Hoek, Susann Maria Hempel, Suse Itzel und Eva Matz/Jonas Schmieta.
Bei schönstem Wetter und geöffnetem Bahnhofstor wurde an diesem Abend das Material in der Kunst auf vielfältige Weise geehrt. Sei es der sehnsuchtsvolle Gammel auf Erinnerungen, zerberstende Wände, Blut und Körper oder Graphit und Fundstücke - in den Gesprächen mit den Filmschaffenden und Künstlerinnen kamen immer wieder neue Aspekte des Materials in der Kunst auf. So war es kein Wunder, dass die Gespräche in der lauen Sommernacht noch lange andauerten.
„Die Entwicklung der modernen Kunst erscheint vielen unübersichtlich und schwierig. Über Jahrhunderte hinweg hatte die makellose Ausarbeitung der Form, die das schnöde Material bändigt und überwindet, als Inbegriff von Kunst gegolten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber haben die Materialien die Oberhand gewonnen. Nicht nur als edel geltende, wie Marmor und Gold, sondern gerade auch niedrige Materialien wie Erde, Fett, Industriemüll, Plastik halten lauthals Einzug in den Raum der Kunst. Dies wurde von Beginn an als massive Grenzverletzung erlebt.“
(Andrea Gnam über ein Buch von Monika Wagner: Das Material der Kunst: eine andere Geschichte der Moderne.)
Das Filmprogramm 08.09.2021 im Güterbahnhof
Anne S. empfiehlt
17:38 min., 2009
von Marikke Heinz-Hoek
Ein Besuch im Atelier von Anne Schlöpke.
Fortschritt und Zerfall
von Suse Itzel
HD-Video, 8:12 min, 2015
Zu zwei- oder dreiteiligen Szenen-Tableaus angeordnet zeigt die Videoarbeit „Fortschritt und Zerfall“ verschiedene Wand- und Putzstrukturen. Ruhige Wandaufnahmen, von leicht angeschrammt bis ruinös, wechseln in kurzen Abständen mit Bildern, aus deren Oberfläche Stücke und Schollen herausspringen. Bei den Abplatzungen handelt es sich um (analog) präparierte Schein-Wandstücke: Auf dünnes Styrodur aufgetragene Gips- und Erdschichten gehen mit ihrem Trägergrund keine dauerhafte Verbindung ein. Das Material für dieses Videotableau entstand 2014 während einer 4monatigen Künstler:innen-Residenz in Graz, Österreich (Styria-Artist-in-Residence).
Die bildende Künstlerin Suse Itzel, geb. 1984, lebt und arbeitet zur Zeit in Hamburg. Die Filmemacherin Suse Itzel studiert darüber hinaus noch bis 2022 postgraduiert an der Kunsthochschule für Medien in Köln: „Experimentalfilm“ und „Literarisches Schreiben“. „Fortschritt und Zerfall“ wurde in der Kunsthalle Wilhelmshaven, im Kunsthaus Hamburg, im Kunstverein Buchholz i.d. Nordheide und bei Wiensowski & Harbord in Berlin gezeigt.