20.VKP - die Preisträger Juryentscheidung zum 20. Videokunst Förderpreis Bremen

Eine Fachjury des Bremer Filmbüros für den Videokunst Förderpreis hat zwei neue Konzepte prämiert, die mit Hilfe der Preisgelder realisiert und Ende des nächsten Jahres in Bremen ausgestellt werden. Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis geht an die Thüringer Künstlerin Susann Maria Hempel für Ihren Konzeptvorschlag: „Der Grosse Gammel", der mit 1.500 Euro dotierte zweite Preis an die Künstlerinnen Kornelia Hoffmann und Eugenia Gortchakova aus Bremen/Oldenburg für ihr gemeinsames Projekt: „Under a hat / Unter einem Hut“.

Dank der grosszügigen Aufstockung des Anteils der Bremischen Landesmedienanstalt konnten die Förderpeise wieder in der langjährigen Höhe von 5.000 und 1.500 Euro (statt 4.000 und 1.000 Euro) vergeben werden.

Die Entscheidung trafen Alexander Steig (Videokünstler, München), Ingmar Lähnemann (Kurator, Bremen) und Marikke Heinz-Hoek (Medienkünstlerin, Bremen - in Vetretung für die Berliner Galeristin Johanna Chromnik (KOW), die kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste). 116 Bewerbungen waren aus dem deutschsprachigen Raum und aus Bremens Partnerstädten eingegangen.

Hauptpreis des 20. Videokunst Förderpreises - €5.000

Susann Maria Hempel
Vorschlag: Der Große Gammel (Die Zeit, die bleibt.)
Der Große Gammel von Susann Maria Hempel ist der dritte Teil einer äußerst umfassenden, aufwendigen, aber auch sehr individuellen Auseinandersetzung mit dem Verfall, der Zerstörung und letztlich dem Abriss eines kleinstädtischen Theaters in Thüringen. Dessen langsames Ende spiegelt sich im „filmischen“ Verfahren der Künstlerin: der Film entsteht aus über 150 Diafilmen und Tonaufnahmen, die in der Zeit bis zum endgültigen Abriss entstanden und die sie jeweils eigenen Verfallsprozessen aussetzt und dabei scannt und umkopiert.
Die Jury war beeindruckt vom filmischen Ansatz der Künstlerin, die sich nicht auf die morbide Schönheit des Verfalls verlässt, sondern daraus in einem ungewöhnlichen Filmversuch etwas Neues schafft, das damit besonders treffend für den endgültigen Verlust steht. Sehr überzeugend und filmisch pointiert geht Susann Maria Hempel jeweils spezifisch auf die Phasen des Untergangs des Theaterhauses ein, so dass die Jury einhellig der Überzeugung ist, dass auch der dritte Teil dieses „Weltuntergangs“ ein präzis-poetisches Kunstwerk wird, das direkt aus der Dokumentation der Zerstörung entsteht und gleichzeitig deren Spuren visuell und akustisch in sich trägt.

Regionaler Förderpreis des 20. VKP - €1500

Eugenia Gortchakova/Kornelia Hoffmann
Vorschlag: Under a Hat – The other and me. Identity as a temporal event
Eugenia Gortchakova und Kornelia Hoffmann werden in ihrem Projekt Under a Hat an verschiedenen Orten der Welt Menschen auffordern, aus Kopfbedeckungen diejenige auszuwählen, die ihnen am fremdesten ist, um diese aufzusetzen und ihre Gedanken zu äußern. Dabei werden die Träger des Kopfschmucks aus drei verschiedenen Perspektiven gefilmt. Nach Abschluss des Projekts werden diese Aufnahmen in einem prägnanten Installationsaufbau präsentiert, in der die drei Ansichten in einem dreieckigen Guckkasten gegenübergestellt und deutlich sichtbar werden, wenn man sie durch drei Sehschlitze betrachtet.
Die Jury hat besonders überzeugt, dass Gortchakova/Hoffmann ihren Feldversuch an sehr unterschiedlichen Orten in der Welt umsetzen und dennoch mit ihrer einfachen Geste kein umfassendes ethnologisches Verstehen annehmen. Die Analyse von persönlicher und kultureller Identität wird unabhängig von allgemein gültigen Aussagen geführt und bleibt den Betrachtern der Arbeit überlassen. Daher erscheint die installativ eingebundene Wiedergabe wichtig und gut gelöst, vermittelt die Betrachtungssituation über die Sehschlitze doch eine Privatheit, die auch in der Aufnahme angelegt ist. Man tritt der Person, die durch den „fremden“ Hut vorübergehend in eine unbekannte Rolle schlüpft, singulär gegenüber und erhält auch dadurch eine bevorzugte Position.

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