5.12.2008, 19 Uhr: Weserburg | Museum für moderne Kunst

17.Videokunst Förderpreis - Preise 2008

Zum 17. Mal wurden mit dem Videokunst Förderpreis des Bremer Filmbüros MedienkünstlerInnen ausgezeichnet.

Ausstellung dieser 17. VKP-Preisträger im Winter 2009/10

Die Jury

Ingeborg Fülepp, Kuratorin Zagreb/Berlin
Annette Gödde, Künstlerin Berlin 
Johann Nowak, Galerist Berlin

Die Jury entschied, zwei gleichberechtigte Hauptpreise zu vergeben und einen Bremer Preis. Die Preisverleihung fand am 5.12.2008 zur Eröffnung der Ausstellung der vorherigen Preisträger statt.

eteam, Franziska Lamprecht und Hajoe Moderegger: “Second Life Dumpster”

“Second Life Dumpster” ist ein kreatives multimediales Projekt, in welchem beide Künstler der Gruppe “eteam” Franziska Lamprecht und Hajoe Moderegger aus Mannheim ein komplexes System an der Schwelle zwischen Aktionskunst, Landart und Internet-Spiel erschaffen.

Die Idee eine Müllkippe in Second-Life zum Schauplatz von absurden Abläufen zum Thema Überfluss und Abfall zu machen, diese aufzuzeichnen und sie danach in einer Videoinstallation mit realen Müllobjekten zu kombinieren, zeigt eine kritische Reflexion unserer Gesellschaft, die es sich nicht mehr leisten kann sich dieser aktuellen Thematik zu entziehen.

Die Künstler zeigen spielerisch ihre gesellschaftsphilosophischen Überlegungen. In komplexen und ästhetisch attraktiven Kollagetechniken von Bildern und Tönen treffen sie den Nerv und Zeitgeist einer Generation vor dem Horizont eines notwendigen Paradigmenwechsels.
eteam www.meineigenheim.org

Sabrina Muller: „Das Reich der Tiere“

Das Konzept von Sabrina Müller wurde von der Jury nicht in der ersten Runde ausgewählt. Erst beim Abspielen der beigelegten bisherigen Arbeiten irritierte die 1982 geborene Künstlerin.  Chaos und Wahnsinn begleiten die ersten Eindrücke. Sie spricht von Animalität bis hin zur Bestialität. Bei genauerer Betrachtung erschließt sich die Welt von Sabrina Müller mehr. Es wird offensichtlicher, daß hinter diesen laufenden Bildern ein klare künstlerische Position steht.
Bilder erscheinen zunächst zusammenhangslos aneinandergereiht.Der Betrachter stellt unmittelbare Zusammenhänge zwischen den Bildern her und konstruiert so selbst die Narration der Bilderfolgen. Auch Müllers filmische Sprache zeichnet die auf formaler Ebene nach. So stehen zu Beginn bewegte Bilder von lebendigen Organismen, die dann später durch ruhige Einzelaufnahmen bis hin zum Tod entschleunigt werden. All diese Aspekte finden sich auch in dem eingereichten Konzept "Das Reich der Tiere". Der gewählte Drehort im Botanischen Garten von Sarajewo spricht für sich. Dort wird sie durch die steigernde Absurdität der Motive, durch die Verschiebung der jeweiligen Bedeutungen von Bild und Sprache auf Chaos und Wahnsinn, auf menschliche und animalische Entgleisungen hinweisen.
Sabina Müller versteht es, zeitgenössische Themen im Video umzusetzen, ohne den Zeigefinger zu erheben.  
Die  Jury honorierte dieses junge Talent mit dem ersten Preis, zusammen mit der Künstlergruppe eteam.

Özlem Sulak: „September 12“

Özlem Sulak war ein Jahr alt, als der Militärputsch vom 12. September 1980 die politische Situation in der Türkei für Jahrzehnte veränderte. An ihrem Konzept für die Videoinstallation „September 12“ überzeugt das engagierte und persönliche Fragen nach den Bedingungen unter denen sie in der Türkei nach dem Putsch aufwuchs. Sie schreibt vom Schweigen und der Angst ihrer Eltern und der daraus resultierenden apolitischen Atmosphäre, die ihre Generation geprägt hat. Dieses Schweigen will sie nun aufbrechen, indem sie zwölf Personen ihrer Elterngeneration nach den eigenen Erlebnissen am 12. September befragt.
Der Versuch einen einschneidenden Historischen Moment und seine Folgen durch eine individuelle, fragmentarische Spurensuche zu erfassen, sowie die formal stringente, behutsame, und gleichzeitig sehr persönliche Art ihrer Arbeit, hat für die Jury den Ausschlag gegeben, der seit 2006 in Bremen studierenden Künstlerin den Zweiten Preis des Bremer Videokunstpreises zu zusprechen.

Für weitere Informationen:

Kuratorin - Marikke Heinz-Hoek, Bremen, 0421-345182
Veranstalter / Organisation - Filmbüro Bremen e.V., Plantage 13, 28215 Bremen, (Email-Adresse)
Ansprechpartner: Christian Meier-Kahrweg

Die Vergabe des Bremer Videokunst Förderpreises wird ermöglicht durch Eigenmittel des Bremer Filmbüros sowie Unterstützung vom Bremer Senator für Kultur, der Bremischen Landesmedienanstalt, Radio Bremen und dem Künstlerinnenverband Bremen GEDOK.

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