13./14.06.23 jeweils 17:30 im City46
LOOK & ROLL Internationales Festival für inklusiven Film
Die zweite Bremer Ausgabe des Inklusiven Internationalen Kurzfilmfestivals findet im Juni statt und präsentiert zwei barrierefreie Kurzfilmprogramme zum Thema "Leben mit Behinderung" und "Leben im Alter". Mit Gästen und herausragenden Kurzfilmen aus den letzten Jahren.
LOOK & ROLL, Filmbüro Bremen und City 46 laden ein zu zwei barrierefreien Abenden mit starken Filmen, spannenden Gästen und guter Laune, die das Festival zu einem ganz besonderen Kinoerlebnis machen. Alle Beiträge werden mit deskriptiven Untertiteln und einer Audiodeskription in deutscher Sprache angeboten. Die Live-Veranstaltungen werden gebärdensprachlich übersetzt. Es gibt einen schwellenfreien Zugang zum Kino. Im Anschluss an das Filmprogramm wird es jeweils ein kleines Get-Together geben, um sich auszutauschen und zu vernetzen.
Filmprogramm als pdf
Filmprogramm "Leben mit Behinderung"
Dienstag, 13. Juni 2023, 17.30h im City 46, Kino 1
Atlantic Avenue von Laure de Clermont
Frankreich / USA 2013, Fic., 13 Min., OV/d/f
Der junge Stricher Jeremiah wartet unter einer Brücke auf Kunden. In Sichtweite bleibt Céleste in ihrem Rollstuhl auf einer Kreuzung stecken. Jeremiah hilft ihr und löst bei der jungen Frau starke Gefühle aus. Er ist allerdings vollkommen auf sein Business und seine männlichen Kunden konzentriert. Céleste möchte aber um jeden Preis, dass er ihr erster Liebhaber wird und sie kämpft um ihn. Ein einfühlsamer und ästhetisch aussergewöhnlich geglückter Kurzfilm über Verlangen und Begierde und die Begegnung zweier Menschen, die sich an unterschiedlichen Rändern der Gesellschaft bewegen.
Just As I Remember von Andrew Moir
Kanada 2012, Doc., 18 Min., OV/d/f
Eine ergreifende Dokumentation über den Umgang zweier Familienväter mit ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Die unheilbare Krankheit verlangt von Betroffenen früher oder später eine folgenreiche Entscheidung, die keine Zwischenlösung zulässt. Einer der beiden Protagonisten ist der Vater des Regisseurs. Er entscheidet sich anders als sein Gegenüber im Film. Dabei handelt es sich um Brad, den wir im Kreis seiner jungen Familie sehen. Und der möchte auf keinen Fall künstlich beatmet werden.
Der beste Weg von Angelika Herta
Deutschland 2014, Exp., 10 Min., OV/d
Was nervt Blinde an Sehenden? Das ist die Ausgangsfrage dieses experimentellen Dokumentarfilms. Er erzählt von den Erfahrungen blinder Menschen, die nicht nur im Supermarkt immer wieder auf unliebsame Hindernisse und dumme Vorurteile stoßen. Die Geschichten werden von der Computerstimme Steffi vorgelesen.
Ein mit schwarzem Humor und Schärfe präsentiertes Gewebe von Anekdoten, die von den vielen widrigen Regelmäßigkeiten im Alltag blinder Menschen berichten. Formal besticht dieser Dokumentarfilm durch seine ausschließlich typografische Gestaltung.
Diagnostic von Fabrice Bracq
Frankreich 2013, Fic., 8 Min., OV/d
Dr. Semyc ist Fachmann für eine weit verbreitete, meist chronisch verlaufende Krankheit, für die bis heute keine wirksame Therapie gefunden wurde. Dementsprechend anspruchsvoll ist es, Betroffenen und ihren Angehörigen die schlimme Diagnose auf angemessene Weise zu übermitteln. Auch darin hat es Dr. Semyc zu wahrer Meisterschaft gebracht, wie uns dieser Film zeigt.
Eine brillant gespielte und tief schwarze Komödie.
Sunny Boy von Jane Gull
England 2011, Fic., 12 Min., OV/d/f
Aufgrund einer seltenen und sehr ausgeprägten Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht lebt Danny nahezu ununterbrochen im Dunkeln. Er sehnt sich nach einem normalen Dasein und träumt davon, mit Freunden Fußball zu spielen. Als er und sein Vater erfahren, dass endgültig keine Chance auf Heilung besteht, fasst Danny den Beschluss, seinem verzweifelten Vater die Kontrolle über sein Leben abzunehmen. Der Preis, den der junge Mann dafür zu bezahlen hat, ist hoch.
Stutterer von Benjamin Cleary
Großbritannien / Irland 2015, Fic., 12 Min., OV/d
Der zurückgezogen lebende Typograph Carsen stottert. Im wirklichen Leben ist er zu richtiger Kommunikation kaum fähig. So gerät beispielsweise jedes Telefonat für ihn zur Tortur. Er lernt sogar Gebärdensprache, um seine wirkliche Einschränkung zu kaschieren. Seit einem halben Jahr tauscht er sich online mit Ellie aus und die beiden kommen sich näher. Als Ellie ein Treffen vorschlägt, beginnen seine Gedanken zu rasen und er erfindet zunächst allerlei dumme Ausreden, um die direkte Begegnung zu vermeiden. Schließlich überwiegt aber doch die Zuneigung und der Wunsch nach Nähe und er wagt den großen Schritt. Ausgezeichnet mit einem OSCAR 2016 (Best Live Action Short Film)
Filmprogramm "Leben im Alter"
Mittwoch, 14. Juni 2023, 17.30h im City 46, Kino 1
Ik was pas 14 von Froukje van Wengeren
Niederlande 2016, Doc./Exp., 12 min., OV/d
"Am 2. Oktober 1944 war meine Großmutter ein 14-jähriges Mädchen. An diesem Tag musste sie mit ansehen, wie ihr Vater zusammen mit 658 anderen Männern von den Nazis aus ihrem niederländischen Heimatdorf Putten deportiert wurde. Er sollte nie mehr zurückkehren. Während 14-jährige Mädchen von heute ihren offenen Blick auf die Kamera richten, erzählt meine Großmutter von ihren Erinnerungen an den Tag, an dem ihre Familie auseinandergerissen wurde." Froukje van Wengeren
Wiezi von Zofia Kowalewska
Polen 2016, Doc., 18 Min., OV/d
Barbara und Zdzisław bereiten sich auf ihren 45. Hochzeitstag vor. Eigentlich ein Anlass zur Freude, aber im Raum steht eine achtjährige Abwesenheit Zdzisławs, während der er bei einer anderen Frau lebte. Nun ist er wieder bei Barbara, aber die vermutet, dass es nur wegen seiner kranken Beine zurückgekehrt ist und er viel lieber immer noch den Röcken von Krakau hinterherrennen würde. Trotz der täglichen Reibereien, die die beiden deswegen haben, scheint ihre Beziehung erstaunlich stabil.
27 Thoughts About My Father von Mike Hoolboom
Kanada 2018, Doc., 27 min., OV/d
Mit 27 kurzen Sequenzen gedenkt Mike Hoolboom seines Vaters, der im Juni 2017 starb. Aus Familienfilmen, Schnappschüssen und Archivmaterial entsteht das Portrait eines überaus klugen aber auch schwer fassbaren Mannes, der nicht zuletzt von einem Krieg geprägt wurde, in dem sein eigener Vater ins Konzentrationslager kam. Diese politische Erzählung, in der Träume mit sehr persönlichen Erinnerungen abwechseln, mag zunächst unzusammenhängend wirken, aber der erste Eindruck kann trügerisch sein.
When Day Is Done von Brandon Roots
USA 2016, Doc., 5 min., OV/d
"Die erste ernsthafte Beziehung meines Lebens wurde von bedrohlichen Schatten begleitet. Als ich jemanden gefunden hatte, den ich liebte und der mich liebte, wurde mir klar, dass wir irgendwann sterben würden und die Trennung unausweichlich ist. Dieser Film handelt vom Verlust, den der Tod eines geliebten Menschen mit sich bringt. Meine Großeltern waren über 60 Jahre lang verheiratet. Dass sie sich begegneten, war alles andere als vorhersehbar. Er ein Seemann aus einer Kleinstadt in Kansas, sie eine Westaustralierin aus Perth, einer völlig anderen Welt. Ihre Liebe ist für mich ein Beispiel dafür, was eine wirklich ernsthafte Beziehung für Menschen bedeuten kann." Brandon Roots
The Other "Fab Four" von Ben Proudfoot
USA 2019, Doc., 16 Min., OV/d
Mitte der 1960er Jahre veränderten vier Teenager aus Liverpool das Gesicht der Pop-Musik. Sie hießen Mary, Sylvia, Pam und Val und ihre Band tauften sie "The Liverbirds". Es war die erste rein weibliche Band in der Geschichte des Rock’n’Roll und sie wurde von den anderen "Fab Four" nicht eben willkommen geheißen…
CITY 46, Birkenstraße 1, 28195 Bremen
Das Kino ist für Gäste im Rollstuhl erschlossen, Anmeldung über (Email-Adresse)
Eintrittspreise: €9, ermäßigt €5,50
Reservierungen: (Email-Adresse)
Tel.: 0421 957 992 90