21.4.2010, 18 Uhr: Cinema Ostertor
Pretty Dyana und Shutka
Pretty Dyana
(Serbien, 2003), 47 min, OmU(d), R: Boris Mitic
Seit ihrer Vertreibung aus dem Kosovo versuchen Roma-Flüchtlinge in Belgrad
zu überleben. Der katastrophalen Situation im Slum zum Trotz finden sie
eine Nische, die ihnen eine Existenz möglich macht. Sie zerlegen alte
Citroen Dianas und 2 CVs und funktionieren sie zu Kleinlastern um, die sie
dann zum Transport von Altpapier, Flaschen etc. zu nutzen. Dem Film gelingt
es, eine Atmosphäre zu erzeugen, die von der bewundernswerten Kreativität
und dem unverwüstlichen Optimismus dieser Menschen lebt und zugleich eine
Liebeserklärung an den Citroen Diana ist. Eine mitreißende Filmmusik
begleitet die Story und lässt die Schikanen der Polizei fast vergessen...
Der Dokumentarfilm zeigt, wie eine Gruppe von Roma am Rand von Belgrad
diese Autos weiterverwertet – indem sie sie auseinandernehmen und für ihre
Zwecke umrüsten: Was dann von der Dyane ohne Karosserie und irgendwelche
Verkleidungen übrig bleibt, sieht freilich genau so aus wie das, was die
Männer und ihre halbwüchsigen Söhne auf den mühsam zusammen-geschraubten
„neuen“ Ladeflächen transportieren: Schrott.
Bei näherem Hinsehen erkannt man jedoch Radios und Zigarettenanzünder unter
dem frei in die Luft ragenden Lenkrad, und die Einspritzpumpe hat der
stolze Besitzer aus einem Fiat entnommen. Doch soviel Energie und
technisches Know-how die Männer auch für ihre mechanischen Lastesel
aufwenden – bei der Polizei findet das keine Anerkennung. (www.deutsches-
filminstitut.de)
Auszeichnungen:
u.a. Documenta Madrid, RomaDocFest: audience award winner; Film Festival:
human rights award; Dokufest Prizren/Kosovo: best documentary;
Shutka - Stadt der Roma
(CSR, Serbien, Montenegro 2005, 79 Min, OmU, Regie: Aleksandar Manic)
Shutka, 15 Autominuten von der mazedonischen Hauptstadt Skopje entfernt,
ist die inoffizielle Hauptstadt der Roma. In Shutka misst sich der
Wohlstand nicht am Geld. Hier ist derjenige wohlhabend, der immer wieder in
der Lage ist, sich neu zu erfinden. Vielleicht ist dies auch der Grund,
warum behauptet wird, in Shutka finden mehr Meisterschaften in irgendwas
statt, als irgendwo anders auf der Welt. Seien es Vampirjagden, Türkische-
Musikkassetten-sammeln-Weltmeisterschaften oder ein Ausscheidungskampf in
Wer-hat-die-schönste-Sonntagsgarderobe-Disziplin. Eine Stadt, die direkt
einem Kusturica-Film entsprungen zu sein scheint – voller merkwürdiger
Rituale, grotesker Situationen und burlesker Gestalten. Dokumentarisches
mischt sich mit schauspielerischen Einlagen der Einwohner, Farbe mischt
sich mit Schwarzweiß-Bildern, Animation trifft auf optische Effekte, die
den Geist alter Dokumentarfilme zitieren. So entsteht ein sehr spezielles
und einzigartiges Portrait dieses ungewöhnlichen Ortes und seiner Bewohner.