17.04.2021, 20.00 Uhr live Stream
28. Super-8-Abend auf dem Filmfest Bremen
Der traditionelle Super-8-Abend des Filmbüros wurde für das Filmfest Bremen als spartenübergreifendes Experiment ausgeweitet: analoger Film, live eingesprochener Text sowie Musik im Wechselspiel miteinander.
Stream vom 17.04.2021 ab 20.00 Uhr bei youtube.com in voller Länge
Zehn Teams haben sich dieser Herausforderung gestellt und haben Geschichten erzählt, Themen untersucht und gemeinsam künstlerisch experimentiert. Parallel zu jedem Film wurde ein Lyrik- oder Prosatext erarbeitet, der das Visuelle um eine sprachliche Ebene ergänzt. Diese Texte werden am 17. April von der Autorin/dem Autor live zur Projektion auf der Leinwand eingesprochen.
Wie bei Stummfilmprojektionen üblich, wird das Super-8-Event filmmusikalisch hochkarätig begleitet. Die Rollen werden live von Filmkomponist Karsten Günther am Keyboard und Stephan Schrader am Cello vertont.
Am Ende des Abends kürt eine Jury – bestehend aus Ulrich Beckerhoff (jazzahead!), Jürgen Lossau (SUPER 8 Magazin) und Alexandra Tacke (Senator für Kultur Bremen) – den Beitrag, der sie durch die Verbindung von Film, Text und Musik am meisten überzeugt. Die Jury hob hervor, dass neben kraftvollen Texten auch die Auswahl der Themen beeindruckte. Dennoch war die Wahl für den ersten Preis eindeutig:
500 EUR Preisgeld vom Filmbüro Bremen e.V. und eine Super 8-Rolle für die nächste Produktion gehen an:
Zyklus ein Poesiefilm von Jonas Schmieta und Eva Matz
Wir gratulieren noch einmal!
Einen weiteren Preis - dotiert mit drei Filmrollen von Kodak - vergab die Jury kurzerhand noch für einen weiteren Film, der durch seine dadaistische Text- und Bildgestaltung überzeugte:
Musisches Gestrüpp von Annette Ortlieb und Anke Bär
Die Teams und Filme
1. Züge und Moos (AT)
ein Experimentalfilm von Alina Holz (Film) und Laura Müller-Hennig (Text), 18 fps - Ohne Musik
Es geht um das Sein im Hier und Jetzt, das vielleicht schon Zukunft ist. Das Herbeisehnen einer anderen, fernen Zukunft, die Bedeutung des Wartens und das unausweichliche Zurückgeworfen-Sein auf die Natur.
Alina Holz, Studium der Internationalen Beziehungen, lebt derzeit in Bremen, Fotografie mit Schwerpunkt künstlerische und dokumentarische Analogfotografie.
Laura Müller-Hennig, kommt aus Bremen, ist Autorin und Fotografin, hat in verschiedenen Kunstprojekten mitgewirkt, und studiert zur Zeit Mediale Künste mit Schwerpunkt Literarisches Schreiben in Köln.
2. Zyklus
Ein Poesiefilm von Jonas Schmieta (Film) und Eva Matz (Text), 18 fps
Wir müssen über Blut reden.
Seit Beginn ihrer Periode wird sie von starken Schmerzen, Krämpfen und Ohnmachtsanfällen begleitet. Sie ist eingesperrt und dominiert von ihrem Schmerz, aus dem sie versucht sich zu befreien. Sie sucht nach Hilfe, in der Medizin, sie sucht nach Verständnis, doch beides findet sie nicht. Auf sich zurück geworfen macht sie das sichtbar, wo so häufig weggeschaut wird. Sie zeigt ihr Blut und ihren Schmerz. Sie zeigt sich angreifbar und kämpfend.
Jonas Schmieta ist seit 2014 als freiberuflicher Kameramann für Film und Theater tätig. 2015-2019 studierte er an der Fachhochschule Dortmund Film & Sound mit Schwerpunkt Bildgestaltung/Kamera. Sein Abschlussfilm Das Große Scheitern feierte erfolgreich Premiere im Oktober 2020 auf den 54. Internationalen Hofer Filmtagen. Engagements als Live-Kameramann und Video-Künstler führten ihn u. a. an das Theater Bremen, sowie die Staatsoper und das Staatstheater Hannover und an das Schauspiel Dortmund.
Eva Matz ist kryptische Lyrikerin & ihr Lebenslauf ist ein Scheiterhaufen gesellschaftlicher Werte. Nach Weltreisen & Straßenmusik wurde sie 2017 in die Selbstständigkeit gezwungen – weil sie aus ihrem Jurastudium herausflog. Seitdem ist sie hauptberuflich: Spoken Word Künstlerin, Slam Poetin & Autorin, Theaterschaffende, Moderatorin & Musikerin, Workshop-Leiterin, Veranstalterin & Ehrenamtlerin.
3. Wunsch, wie ein Wasserfall zu klingen
von Jiwoo Park (Film) und Ernesto Salazar-Jiménez (Text), 18 fps
In diesen Zeiten, mit so vielen Dringlichkeiten, Belastungen und Anforderungen, kommt die Einsamkeit unerwartet. Sie wird zu einem Raum, der den Menschen zwingt, mit sich selbst zu sein, mit eigenen Gedanken, Emotionen, Traurigkeit. Die Tendenz zur sozialen Isolation beschränkt die Menschen auf ein Leben, das in den eigenen vier Wänden verankert ist. Rauszugehen für einen Atemzug, ist die perfekte Gelegenheit, die vergangene emotionale Belastung loszuwerden.
Jiwoo Park ist eine visuelle Künstlerin, geboren in Seoul, Korea. Sie schloss 2017 ihr Studium der Fine Arts Photography ab und hat seitdem ihre Fotografie-und Filmarbeiten weiterentwickelt. Sie ist eine Meisterschülerin von Prof. Rosa Barba an der HfK in Bremen.
Ernesto Salazar-Jiménez, Autor, geboren in Caracas, Venezuela. Er schreibt Prosatexte und Gedichte, präsentiert sie in Rahmen diverser Lesungen. Seine Kurzgeschichten wurden in Kunstkatalogen, Anthologien und Schreibprojekten veröffentlicht.
4. Winterstarre
von Tobias Wachendorff (Film) und Daniel Schweigatz (Text), 1,4,9 & 18 fps
Eine in Kälte erstarrte Landschaft glitzert auf. Aus ihr ragen sonderbare, verlassene Mauern. Äste türmen sich auf, zerschneiden den Himmel, überlagern sich mit Bildern eines gefrorenen Sees und fließenden Wassers.
Tobias Wachendorff ist ein Bremer Kurzfilmer, den an Super-8 vor allem die Unberechenbarkeit des analogen Materials und die Möglichkeit der Einzelbild- und Mehrfachbelichtung fasziniert.
Daniel Schweigatz schreibt hauptsächlich lyrischeTexte. Ihn interessiert es, Gedanken, Gefühle oder Situationen mit der Sprache „einzufangen“. Diese ist häufig „von der Natur beeinflusst“.
5. Musisches Gestrüpp
von Annette Ortlieb (Film) und Anke Bär (Text),18fps
Dokumentarfilmerin und Sachbuchautorin haben sich in diesem Film mit den Bedingungen echter Operativität beschäftigt. Eine Analyse.
Annette Ortlieb filmt – mit Auszeichnungen
Anke Bär hantiert mit Sprache – mit Auszeichnungen
Franzi Mencz spielt – mit Auszeichnungen
6. Cappuccino Semiotics
von Francisco José Valenca Vaz (Film) und Johanna Schwarz (Text), 18fps
Wo sind wir? Wir laden ein auf einen Cappuccino, der vieles bedeuten kann: Ein Gedankenspiel der Protagonistin, ein (Stadt)bild im Wandel oder die Suche nach Spuren von transnationalen Identitäten. Oder auch einfach nur: Begegnung und Genuss.
Francisco Valenca Vaz und Johanna Schwarz haben gemeinsam Cappuccino getrunken und gedreht. Francisco studiert an der HfK Bremen Freie Kunst und leitet die Galerie MMS im Viertel. Johanna hat ihr Studium der Kultur- und Literaturwissenschaft schon hinter sich und arbeitet inzwischen in verschiedenen Bereichen der Bremer Kulturszene.
7. Iteracja
Krimi (1. Rolle)/Horror (2. Rolle)
von Leon Branko (Film), Robin Bertram (Film) und Nicole Dylewski (Text), 18 fps
Ein Detektiv untersucht das Verschwinden eines Kindes und läuft einem Schatten hinterher. Doch irgendwas verfolgt auch ihn.
Leon Branko Čolić und Robin Bertram sind beste Freunde sowie ein eingeschworenes Film-Duo.
Nicole Dylewski erweiterte als Autorin und Schauspielerin das Team.
8. Unmöglichkeiten
von Janis Müller (Film) und Donka Dimova (Text),18 fps
UNMÖGLICHEKTEN ist ein intimer Blick auf die unbändige Fügung des Lebens, welche wir kaum lenken können. Über Dinge und Situationen, die uns Erinnerungen bringen und diese oft fast wie die Realität erscheinen lassen.
Janis Müller lebt und arbeitet als bildender Künstler, Musiker und Sounddesigner in Bremen.
Donka Dimova schreibt und übersetzt Lyrik auf Deutsch und Bulgarisch, arbeitet künstlerisch mit Kindern und Jugendlichen.
Schauspiel: Ronja Stegmann ist TänzerIn und TheaterpädagogIn
9. Swaying Along to a Daily Routine
Ein Experimentalfilm von Alex Beriault (Film) und Daniel Schmidt (Text), 48(18) fps
SWAYING ALONG TO A DAILY ROUTINE zeigt eine junge Frau, die inmitten einer betonierten architektonischen Kulisse steht. Gekleidet in einem lachsfarbenen medizinischen Hemd wirkt sie entrückt von ihrer unmittelbaren Umgebung. Während sich die Kamera entfernt, laufen Personen zufällig vorbei, sie pendelt jedoch in ihrem eigenen Rhythmus, der sich schrittweise in etwas Öffentliches transformiert.
Alex Beriault, geboren in Toronto/Kanada, ist visuelle Künstlerin. 2014 absolvierte sie das Skulptur/Installations Studium der OCAD Universität. Seither entwickelte sie einen starken Fokus für Performance zentrierte Objekte, die in Kanada, den USA und in Europa ausgestellt wurden.
Daniel Schmidt ist Autor, Literaturwissenschaftler und Kulturschaffender. Er studiert im Master Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Gender Studies, in dem er vermehrt zu Heimat und Identität arbeitet.
10. Sirenen
von Astrid Menzel (Film) und Corinna Gerhards (Text), 18 fps
Jäger oder Gejagte. Freund oder Feind. Das Singen der Sirenen. Lockruf oder Warnung?
Astrid Menzel ist Filmemacherin aus Bremen. Sie studierte Filmregie an der ESTC in Lissabon, Portugal und gehört seit 2015 dem „Berliner Studio“ an. Für ihre erste deutsche Kurzfilmproduktion „Nicht im Traum“ erhielt sie internationale Anerkennung, zahlreiche Filmpreise, sowie das Prädikat „besonders wertvoll“. Momentan arbeitet sie an ihrem Langfilmdebüt, dem Dokumentarfilm „Flausen im Kopf“ (AT).
Corinna Gerhards, gelernte Tischlerin, studierte nach langatmigen Reisen und beruflichen Umwegen Germanistik und Kulturwissenschaften. Heute arbeitet sie als Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Jugendbuchgutachterin, Journalistin und Kreativ Schreiben Dozentin.
Super 8 meets Literature ist eine Initiative des Filmfest Bremen in Kooperation mit dem Bremer Literaturkontor, jazzahead!, Kodak, dem Kommunalkino City46 und dem Filmbüro Bremen. Seit 2004 veranstaltet das Filmbüro Bremen Super-8-Abende, das bestehende Konzept wurde für Super 8 meets Literature erweitert.
Die Veranstaltung wird als Live-Stream zur Verfügung gestellt. Außerdem wird der Abend mit einer Super 8-Kamera dokumentiert.