9.11.2006, 17:30 Uhr: Kasseler Dokumentar- und Videofest

Schauder und Idylle Ein Film von Benjamin Arnold. Kleinstprojekt-Förderung 2005.

Annährend 60 Jahre nach der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands sieht sich dieses Land mit einer neuen, sozialen Qualität von Rechtsextremismus konfrontiert. Am 13.02.05 demonstrierten 5000 Neonazis um die Dresdener Frauenkirche. Als Symbol der Trauer trugen sie die weiße Rose. Wie alle an diesem Tag. Nur wollten sie zeigen, dass die Deutschen die Opfer des Krieges sind.

D, 2005
Regie: Ben Arnold

September 2004: die NPD erreichte bei der Sächsischen Landtagswahl 9,2 % und befindet sich damit in der Situation, realpolitischen Einfluss auf Länder- und Bundesebene ausüben zu können. Trotz - und begründet durch rechtsextreme Inhalte schafft sie damit die Integration in den Rand der bürgerlichen, demokratischen Mitte. Die Vorstellung der bundesrepublikanischen Zivilgesellschaft ist verzerrt. Abbildung und Untersuchung dieser Verzerrung ist ein Focus von „Schauder & Idylle“.
Doch ist der Mangel demokratischer Substanz kein lokales Phänomen. In Brandenburg zieht die DVU in den Landtag ein, im Saarland scheitert die NPD nur knapp an der 5% Hürde und Schleswig-Holstein ist neues Ziel der „Volksfront von Rechts“.
Die inneren Konflikte der BRD bescheren den rechten Parteien immensen Zuwachs. Angst um soziale Sicherheit, Diskussionen um die gescheiterte Integration ausländischer MitbürgerInnen, das postulierte Scheitern der multikulturellen Gesellschaft und die politisch legitimierte Argumentation der rechten Parteien führen zu einem breiten Spektrum rechter Attitüde, welches nicht nur durch die Klischeevorstellung kahlrasierter Jugendlicher repräsentiert wird und auf diesem Wege Akzeptanz und Rechtfertigung innerhalb der Gesellschaft findet. Und wenn die Jungs von nebenan dann doch Hakenkreuze an die Wände sprühen oder Ausländer schikanieren, so sind das bestimmt nicht mehr als ein paar Jungenstreiche. Zwar bekam der „Ausländerrückführungsbeauftragte“ der NPD mehr Stimmen, als NPD-Abgeordnete in Sachsens Landtag sitzen, doch ist die Partei nach wie vor auf die Hilfe junger, deutscher Kameraden angewiesen, um „National befreite Zonen“ real werden zu lassen.
„Schauder und Idylle“ ist ein Essay über das Zusammenspiel bürgerlich-konservativer Werte und den bräunlich schimmernden Facetten autoritärer Ideologie. Exemplarisch wurde die Sächsische Schweiz als Ort der filmischen Handlung erwählt. In einzelnen Wahlkreisen betrug dort der Stimmenanteil der NPD mehr als 25%. Vereinigungen wie die inzwischen verbotene SSS (Skinheads Sächsische Schweiz) begreifen hier ihre Heimat. Die Führung der NPD hatte frühzeitig nach der Wende erkannt, dass sie in der sächsischen Region auf einen idealen Nährboden für ihre Ideologien stoßen würde.
Bremiere am 02.07.2007 im Kino46 Bermen.

Aufführungen

Premiere auf dem Kasseler Dokumentar- und Videofest November 2006

Vorführung am 11.02.2007 im Matinee-Programm des Abaton Kino, Hamburg

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