14. Bremer Dokumentarfilm Förderpreis 2006

Viele interessante und spannende Projekte wurden eingereicht. Aus 64, aus dem gesamten bundesgebiet eingereichten Projekten wählte die Jury vier Preisträger aus.

Die Jury setzte sich zusammen aus:
Marjorie Bendeck, Berlin. Geboren in Honduras, Studium an der internationalen Filmschule in Kuba, Mitarbeiterin des Talent Campus des Internationalen Filmfestivals Berlinale.
Tilman Jens, Frankfurt am Main. Journalist und Fernsehautor, dreht Dokumentarfilme und arbeitet für die Kulturmagazine von ARD, ZDF und 3Sat.
Franziska Meifert, Regensburg. Freischaffende Kulturwissenschaftlerin, Lektorin und Autorin. Sie betreibt das private Kultur- und Kunstinstitut „1. Deutsches Trivialeum“.

1. Preis - 5.000 €

"Die Besonderheit der Dinge" von Lucie Tempier
Qualitätskontrolle, Übersortierung, Kommissionierung, Konfektionierung:
In einer Bremer Firma prüfen Mitarbeiter aus aller Herren Länder, ob Brotbretter flach genug, Küchenuhren pünktlich und Holzweihnachtsmänner schimmelfrei sind. Deutsche Qualität. Man spricht französisch, arabisch, bulgarisch. Ein Mikrokosmos.
Was kommt heraus bei dieser Mischung von Individuen und den teilweise immer wieder überraschenden Aufgaben, die so schnell wie möglich absolviert werden müssen? Eine Beobachtung von Menschen, die nicht nur Dinge, sondern immer wieder sich selbst neu sortieren müssen. weiter lesen

Lucie Tempier
Geboren 1978 in Straßburg/ Frankreich, freie Künstlerin, kam 2002 für ein Gaststudium an der Hochschule für Künste nach Bremen. Sie entwickelte diverse Projekte im Radio und TV, Videoinstallationen, Kurzfilme („Geh aus mein Herz!“, 2005), sowie kurze Dokumentationen (unter anderem „Die Brunnen aus Zalau“, 2005). Sie lebt in Bremen und Straßburg.

2. Preis - 4.000 €

"Nachrichten aus dem schwarzen Loch oder My Private Kosovo" von Friederike Anders
„In einem spekulativ überhöhten Reisetagebuch möchte ich davon berichten, wie ich als informelle Mitarbeiterin des Ministeriums für verlorene Nachrichten durch die Schluchten des Balkans reise, um dort das berüchtigte Schwarze Loch zu suchen, in dem Ordnung, Gesetze, Geld und vor allem Informationen verschwinden. Medienberichten zufolge soll sich dieses Schwarze Loch im Westbalkan befinden.“

Der Begriff des Schwarzen Loches – verwendet von Medien und Pressesprechern im Zusammenhang mit dem Balkankrieg – brachte Friederike Anders auf die Idee zu diesem Dokumentarfilm-Essay. Im Auftrag des „Ministeriums für verlorene Nachrichten“ macht sie sich auf die Suche. „Als Erzählerin möchte ich (inspiriert von Chuck Palahniuks Modell des ‚unreliable narrator’) die Grenzen zwischen unwahrscheinlicher dokumentarischer Wahrheit und wahrscheinlicher narrativer Zuspitzung bewusst überschreiten und zum Flimmern bringen.“
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Friederike Anders
Geboren 1958 in Hamburg, studierte bildende Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg HfbK und Video und Performance am San Francisco Art Institute. Absolventin der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin dffb, wo sie an einem frühen Forschungsprojekt über interaktives Fernsehen teilnahm. Ihr Abschlussfilm „Die Patriarchin“ wurde 1990 als kleines Fernsehspiel des ZDF produziert. 1998 erstellte sie im Auftrag der Redaktion Quantum (3Sat) eine Dokumentation über die Tagung „Weibsbilder und Televisionen“ des ZDF, die für den Grimmepreis nominiert wurde. Sie arbeitet als Cutterin, Videoproduzentin, Kuratorin und Autorin in Berlin.

3. Preis - je 3.000 €

"Hacker zwischen Utopie und Terrorismus. Generationsportät einer Gegenkultur" von Alexander Biedermann
Auf der Suche nach dem Mythos Hacker: Unsichtbar und lautlos dringen sie ein. Ihr Ziel: Systeme und Netzwerke zu finden, zu identifizieren und zu zerstören. Internetwürmer wie „W32. Blaster“, „I love you“ oder „Sasser“ ziehen Jahr für Jahr immer gewaltigere wirtschaftliche Schäden nach sich. Verantwortlich für die wachsende Bedrohung unserer Informationskanäle werden so genannte „Hacker“ gemacht. Doch was, oder besser wer, steckt wirklich hinter dem Begriff „Hacker“? Mal ist er „Datenterrorist“ oder skrupelloser „Internetpirat“, mal ein mehr oder minder harmloser Garagenbastler, doch immer ist er ein subversiver Außenseiter, dem die Gesellschaft nachstellt. Der Film erzählt vom grundlegenden Wandel dieser Subkultur und berichtet auch vom erbitterten Kampf um den scheinbar kostbarsten Schatz unserer Zeit: Information.
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Alexander Biedermann
Geboren 1975 in Leipzig, freiberuflicher Autor und Regisseur für Film und Fernsehen (unter anderem „Soko Leipzig“ und „Stadt in Angst“ von Dominik Graf). Das Projekt „Hacker“ ist sein erstes langes Dokumentarfilmprojekt als eigenständiger Regisseur und Autor.

"Keine normale Frau" von Susanne Hensdiek
Scheidenkrampf. Eine Krankheit, die selbst in heutiger Zeit tabuisiert wird.
„Wenn ein Scheidenkrampf Mann und Frau untrennbar aneinander hängt, freuen sich die Sanitäter. Ein Zivildienstleistender erzählt: ‚Die Absicht ist es, die beiden auf der Tragbahre und mit möglichst viel Lärm, damit es alle Nachbarn mitkriegen, durchs Treppenhaus abzuschleppen. Im Rettungswagen kriegt sie dann die krampflösende Injektion, und sie können wieder hochgehen. Unsere Decken nehmen wir allerdings wieder mit.’“
Diese Geschichte ist das, was die meisten Menschen mit Vaginismus verbinden –vorausgesetzt, sie gehören zu den wenigen, die das Wort schon einmal gehört haben. Allerdings ist sie nur erfunden. Den Sanitäter gibt es nicht. Vaginismus hingegen schon, und zwar wesentlich öfter, als zu vermuten wäre ... weiter lesen

Susanne Hensdiek
Kamerafrau und Cutterin, geboren 1975 in Gütersloh, besuchte 2004 die Masterschool für Dokumentarfilm in Münster. Neben ihrer Tätigkeit als Kamerafrau und Cutterin für diverse Fernsehproduktionen (u.a. für NDR, ZDF, Reuters, MDR, Pro 7) verwirklichte sie unter anderem einen Kurzfilm („Der Zauberer“, 1999) und kleinere Dokumentationen.

Feierliche Preisverleihung

28.1.2007, 11 Uhr: Schauburg Bremen

14.Dokumentarfilm Förderpreis - Preisverleihung

Zum Anlass der Preisverleihung stellte das Filmbüro Bremen ein Programm zusammen, das einen Einblick in die Spannbreite des Bremer Dokumentarfilmschaffens gab.

Dokumentarfilm in Bremen

filmare necesse est

Eike Besuden führte durch die Verleihung des Dokumentarfilm Förderpreises 2006.

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