März 2015
Filmstart Bremen 01 die Stipendien 2015/16
Das Filmbüro stellt die Projekte der ersten Filmstart-Runde vor.
Präsentation der Ergebnisse am Samstag, den 24.September 2016 16:30 im Cinemaxx Bremen im Rahmen des 2.Bremer Filmfestes
Die Stipendiaten der ersten Runde Filmstart waren fast vollständig anwesend. Bigna Tomschin fehlte, weil sie zu Dreharbeiten unterwegs war und Youyou Yang ist zur Zeit in China. André Feldhaus führte als erfahrener Moderator und Filmschaffender durch die knapp zweistündige Präsentation. Das Publikum erlebte zunächste eine Lesung von Markus Wustmann aus seinem Treatment LOGISTIX, gefolgt von einem Ausschnitt von Youyou Yangs Experimentalfilm DOJO. Aus dem Online-Film-Projekt KLEINE MOMENTE wurden zwei Filme gezeigt und Nils Lieders und Luis Seemann berichteten über den bisherigen Stand und weitere Pläne mit der Website www.kleine-momente.com.
Jan van Hasselt zeigte Ausschnitte aus seinem 45minütigen Essay DER WEISSE ELEFANT und berichtete von seinen Dreharbeiten in Brasilien. Bigna Tomschin konnte ihren Teaser zu EINE VON VIELEN nicht selber vorstellen, da sie zu Dreharbeiten in der Schweiz war. Sie hatte aber eine Videobotschaft an das Bremer Publikum geschickt. Der Film soll im nächsten Jahr produziert werden.
Den Abschluss bildete die Künstlerin Elianna Renner mit einem Ausschnitt aus der Videoinstallation LA ORGANIZACIONund farbigen Berichten aus den Arbeiten in Argentinien.
Die Präsentation zeigte ein weiteres Mal die Vielfalt des Bremer Filmschaffens sowohl in Themenwahl, als auch in ästhetischer Umsetzung. Und in den anschließenden Gesprächen machte André Feldhaus als Moderator noch zusätzlich die künstlerische Individualität der Stipendiaten sichtbar. So konnte konnte das Publikum an diesem Tag ein Stück der freien Bremer Filmszene näher kennen und schätzen lernen.
Einmal mehr wird sichtbar: Bremen verfügt über eine außerordentlich lebendige und breit aufgestellte Filmszene.
Nach der ersten gemeinsamen Filmstart-Ausschreibung vom Filmbüro Bremen e.V. und der nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH wurden 54 Konzepte eingereicht, von denen 45 aus Bremen kamen, so viel wie noch nie!
Schüler mit ihren ersten professionelleren Arbeiten, Studenten der Hochschule für Künste sowie erfahrene FilmemacherInnen der Freien Szene reichten Projekte mit großer Genrevielfalt ein.
Eine unabhängige Fachjury – hochkarätig besetzt mit Lars Henrik Gass, Leiter der Kurzfilmtage Oberhausen, Brigitte Bertele, Regisseurin und Grimme-Preisträgerin sowie Eiko Theermann, Filmemacher und Medienpädagoge aus Bremen – konnte 22.500 Euro vergeben und zeichnete damit sieben Projekte aus.
Die geförderten Projekte reichen von einer Dokumentation über die Veränderungen in Rio de Janeiro durch die Austragung der Fußball WM und der Olympiade, über eine dokumentarische Videoinstallation/Performance zum Verschwinden jüdischer Frauen zu Beginn des 19. Jahrhunderts in internationalen Zuhälterringen bis hin zu einem Portrait eines Vaters durch die Augen seiner zahlreichen Geliebten. Schon im kommenden Jahr werden einige Projekte im Kino präsentiert.
Die Jury
Brigitte Bertele, Regisseurin, (Nacht vor Augen, Der Brand), Grimme-Preisträgerin 2014 (Grenzgang), Berlin
Dr. Lars Henrik Gass, Leiter der Kurzfilmtage Oberhausen (www.kurzfilmtage.de), Oberhausen
Eiko Theermann, Medienpädagoge und Filmemacher (www.vomhoerensehen.de), Bremen
Beisitzer ohne Stimmrecht waren Dr. Jan Oehlmann (Leiter des Regionalbüro Bremen der nordmedia), Klaus W. Becker (Geschäftsführer Filmbüro Bremen), Saskia Wegelein-Golovkov (Filmbüro Bremen als Protokollantin)
Die geförderten Projekte
La Organizacion Elianna Renner, Bremen
Dokumentarische Videoinstallation/Performance
La Organizacion beschäftigt sich mit dem Verschwinden jüdischer Frauen und Mädchen, die in der Zeit von 1850 bis 1930 als Opfer des Frauenhandels nach Argentinien verschleppt wurden, sowie der Aufarbeitung der Geschichte. Die Videoinstallation oszilliert zwischen heutiger Realität, Inszenierung und Geschichte und wird zum Internationalen Tag gegen den Menschenhandel am 23. September 2015 in Buenos Aires erstmals aufgeführt.
Die Jury war beeindruckt von dem künstlerischen Niveau der Vorarbeiten zu dem Projekt. Die Künstlerin Elianna Renner schafft es, einen künstlerischen Bogen zu schlagen über ein sowohl historisches als auch aktuelles Thema und stellt einen globalen Kontext her.
5.000 € Produktion
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Der weiße Elefant Jan van Hasselt, Bremen
Essayfilm
Als Austragungsort von WM und Olympiade ist die Stadt Rio de Janeiro durchdrungen mit symbolischen Bildern für und wider ihrer Gentrifizierung. Jeder Bilderproduzent, der sich heute mit Rio beschäftigt, gerät zwangsläufig zwischen die Fronten eines politischen Bilderkrieges. Die Fahrt vom Zentrum Rios bis zum ärmlichen Vorort Santa Cruz, dem Drehort eines gescheiterten Filmprojektes, bildet den Rahmen für einen Filmessay über die Politik der Bilder und der Frage nach ihrem Authentizitätswert.
Die Jury überzeugte das Konzept von Jan van Hasselt, die Chronik des Materialgenerierens in das Filmwerk mit aufzunehmen. Sein Umgang mit den größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen lässt einen künstlerisch überzeugenden Film erwarten.
5.000 € Produktion
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Valeska Jan Eichberg, Bremen
Kurzspielfilm
Es geht um Valeska, die als kleines Mädchen gelernt hat, jede noch so kleine Gemütsregung ihrer Mitmenschen zu deuten, zu lesen, wie sie es ausdrückt. Sie lernt weiterhin, durch diese Fähigkeit andere zu beeinflussen und so zu kontrollieren. Dies verschafft ihr im Alltag und auch privat viele Vorteile; macht sie jedoch auch einsam. Als Valeska mit Steffen, einem verheirateten Mann, eine Affäre beginnt, gerät ihr sonst so souveränes Selbstbild ins Wanken.
Die Jury war beeindruckt von dem Form- und Stilbewusstsein des Filmemachers Jan Eichberg. Man kann gespannt sein auf die filmische Umsetzung einer poetischen Erzählung.
4.000 € Produktion
Eine von Vielen Bigna Tomschin, Hamburg
Dokumentarfilm (AT: High Fidelity. Die Frauen meines Vaters)
Eine junge Filmemacherin macht sich auf die Suche nach den verflossenen Liebesbeziehungen des Vaters und lässt ihn sich aus dem Blickwinkeln der Frauen beschreiben. Die Erzählungen vermischen sich mit Archivmaterial der Familie und eigenen Gedanken der Regisseurin. Es entsteht das Portrait eines gealterten Womanizers und ein filmischer Essay, quer durch die Schweiz und das Deutschland der Nachkriegsjahre.
Vor dem Hintergrund der großen Expertise der Filmemacherin Bigna Tomschin erwartet die Jury eine persönliche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem Stoff auf hohem Niveau.
3.000 € Produktionsvorbereitung
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Dojo Youyou Yang, Bremen
Art Film (AT: Shaman on the Moon)
The project will juxtapose modern space exploration (e.g. moon landing in the 60s and 70s) in the science field with ancient Chinese shamanistic performative ceremony, which intends to fuse with the conventional dialectical thought of the East and the West, the irrational and the rational, the mythological/religious cosmology and the physical cosmology, etc. Following a set of rules based on I-Chong, the ancient Chinese text, which was originally used as a divination manual, the leading role, the mediumship, will perform with several space-oriented apparatuses; each time the focus is on different aspects of the similarity between witchcraft and science. Any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic.
Die Jury überzeugte die sowohl intellektuelle Auseinandersetzung der Künstlerin Youyou Yang mit der Erzählidee, als auch die künstlerische, metaphorische Ebene. Diese Verknüpfung lässt einen reizvollen Film erwarten.
3.000 € Produktion
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Logistix Markus Wustmann, Bremen
Essayfilm
Wer braucht wen oder was? Eine Reise ins Herz der Finsternis. (Ich bleibe in Deutschland!)
Die Jury überzeugte der innovative Ansatz dieses persönlichen Roadmovies. Der Ausblick, den Markus Wustmann eröffnet macht neugierig, mehr zu sehen.
1.500 € Projektentwicklung
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Kleine Momente Nils Lieders, Bremen
Kurzfilme/Blog
Jeder hat sie, die kleinen Momente, die einen auszeichnen. Bei mir ist es das Geräusch eines ploppenden Kronkorkens, für andere ist es das Lösen eines mathematischen Problems, ein besonders flauschiger Pullover, eine freiploppende Nasennebenhöhle, frische Luft schnappen nach einem harten Tag drinnen, der erste Bissen nachdem man sich viel Mühe beim Kochen gegeben hat, usw. In einer Welt geprägt von Superlativen und einer mehr, mehr, mehr Konsummentalität wollen wir diesen kleinen Momenten des Lebens mehr Aufmerksamkeit schenken. Geplant ist ein szenischer interaktiver Kurzfilmblog zum Thema „Kleine Momente“ mit regelmäßigen neuen 27-sekündigen Clips.
Die Jury überzeugten die Aspekte von Poesie und Innovation im dialogischen Prinzip des prozessorientierten, interaktiven Projektes von Nils Lieders.
1.000 € Produktion
Website www.kleine-momente.com
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